Geflügelte Worte: Geld stinkt nicht – Pecunia non olet

“Geld stinkt nicht” – Gold ist (zumindest für den Menschen) geruchlos, das ist eine Binsenweisheit. Doch wie genau ist dieses Sprichwort entstanden?

Urheber des geflügelten Wortes ist der römische Kaiser Vespasian. Er übernahm als letzter Herrscher im Vier-Kaiser-Jahr 69 n.Chr. die Regentschaft und stabilisierte Rom nach einer langen Phase der Misswirtschaft durch wechselnde Herrscher. Vespasian ordnete die Staatsfinanzen, konsolidierte das Reich und zeichnete sich durch Bodenständigkeit, Pflichtbewusstsein und Humor aus – und er hatte keine Hemmungen, auch ‘anrüchige’ Quellen zur Sanierung der Staatsfinanzen zu nutzen.

Vespasian Büste
Kaiser Vespasian

Sein finanzielles Geschick mag auf seine Herkunft zurückzuführen sein, denn Titus Flavius Vespasian war der Sohn eines Steuereintreibers. Die Familie stammte nicht aus Rom, sondern aus der Provinz Latium nördlich der Hauptstadt. Sie gehörte nicht zur römischen Oberschicht der Senatoren, sondern zum Stand der Eques, also dem niederen Adel.

Zu Zeiten der Republik bildeten reiche Römer der Mittelschicht, also diejenigen, die sich Pferde leisten konnten, den Stand der Eques, der “Reiterei”. Ursprünglich kämpften sie im Kriegsfalle als Kavallerie, doch in der Kaiserzeit wurde diese Dienstpflicht aufgegeben. Die Familien behielten jedoch ihre politischen Vorrechte und hatten Zugang zu öffentlichen Ämtern und einer Karriere im Staatswesen.

Doch seine Familie hatte Ambitionen, ein Onkel war bereits Senator geworden und Vespasianus’ älterer Bruder ging in den römischen Staatsdienst. Und so schlug auch Titus Flavius Vespasianus die römische Ämterlaufbahn ein, den “cursus honorum”. Etwa seit dem fünften Jahrhundert v.Chr. war diese Laufbahn der anerkannte Weg in die höchsten Staatsämter, das Magistrat, und seit 180 v.Chr. war der Cursus sogar gesetzlich vorgeschrieben.

Seine Ämter in der Armee und in der Verwaltung der Provinzen führte er mit beachtlichem Erfolg, wobei er sich entgegen der Gepflogenheit vieler Amtskollegen nicht übermäßig bereicherte. Da alle Staatsämter in Rom Ehrenämter waren, mussten ambitionierte Adlige über ein solides Vermögen verfügen, um sich den Weg zu Macht und Einfluss leisten zu können.

Titusbogen
Beute aus dem judäischen Krieg

Unter Kaiser Claudius diente Vespasianus im Militär in Germanien und bei der Eroberung Britanniens. Nero ernannte ihn, nach längerer Wartezeit, 62 zum Prokonsul der Provinz Africa und sandte ihn als Kommandanten in den Kampf gegen aufständische Bevölkerung der Provinz Judäa. Für Nero war er ein loyaler, militärisch versierter Gefolgsmann, der noch nicht als Günstling kompromittiert war, ein wichtiger Punkt, denn die Legionen nahmen bereits Anstoß an Neros Herrschaftsweise.

In Judäa befehligte Vespasianus drei Legionen, mit 60.000 Mann führte er jahrelang Krieg und verschonte auch die Zivilbevölkerung nicht. Nach dem Selbstmord Neros im Jahre 68 verhielt Vespasianus sich erst einmal vorsichtig. Er schickte seinen Sohn Titus nach Rom zum Thronfolger Galba, um sich sein Kommando bestätigen zu lassen und erkannte damit indirekt dessen Herrschaftsanspruch an.

Auch nach der Ermordung Galbas hielt er sich zurück, doch er erkannte keinen der Anwärter auf die Herrscher, also weder Otho noch Vitellius, als Herrscher an. Stattdessen sammelte er seine Verbündeten, darunter Gaius Licinius Mucianus, der Statthalter Syriens. Als sich auch der Statthalter der Provinz Ägypten ihnen anschloss, ließ er sich Anfang Juli 69 von seinen und den Legionen seiner Verbündeten zum Kaiser ausrufen. Auch einige Klientelkönige ordneten sich ihm unter, und so verfügte er über die geballte Macht der Legionen im Süden des Imperiums und über erhebliche Geldmittel aus Tributzahlungen.

Während Mucianus mit einer Legion nach Italien übersetzte um Rom einzunehmen, begab sich Vespasianus selbst nach Ägypten, um von dort die Getreidelieferungen in die Hauptstadt zu kontrollieren. Zudem marschierte eine weitere aufständische Legion von der Donau nach Rom, die sich Vespasianus angeschlossen hatte. Nach einem gescheiterten Versuch, den Gegenspieler Vitellius durch Bestechung zur Aufgabe zu bewegen, eroberten Mucianus und seine Männer im Dezember 69 Rom in blutigen Kämpfen, bei denen Vitellius brutal gefoltert und in den Tiber geworfen wurde. Vespasianus wurde zum Princeps ausgerufen, doch der neue Herrscher kehrte erst im Sommer des Jahres 70 in die Hauptstadt zurück.

Vespasianus Münze
Münze mit Bildnis des Vespasianus

Mit viel Fingerspitzengefühl reformierte er das Heer, reduzierte die Anzahl der Legionen und sorgte für eine stärkere Durchmischung der verschiedenen Truppenteile, damit kein Volksstamm in einer Legion die Vorherrschaft hatte. Er trieb die Eroberung Britanniens voran und unter der Führung seines Sohnes Titus schlugen die römischen Legionen den Aufstand in Judäa nieder.

Innenpolitisch stellte er die Rechtsordnung wieder her, die seine Vorgänger vielfach ignoriert hatten. Er betrieb eine geschickte Propaganda und verkaufte sich als Bewahrer der republikanischen Tradition gegenüber der Dekadenz seiner Vorgänger. Mit neuen Prachtbauten und Wasserleitung mehrte er seinen Ruhm, das berühmte Kolloseum in Rom wurde auf seine Weisung hin erbaut.

Colosseum
Das Kolosseum

Doch seine wohl wichtigste Aufgabe war es, die Finanzen des Reiches neu zu ordnen, denn seine Vorgänger, vor allem Nero, hatten sich vor allem auf das Geldausgeben konzentriert. Er erfand etliche neue Steuern, vor allem aber stopfte er Steuerschlupflöcher. So schaffte er Steuerbefreiungen in griechischsprachigen Gebieten und in Ägypten ab.

Seine ausgefeilte Steuerpolitik erfasst viele Lebensbereiche, so ließ er öffentliche Ämter und römische Bürgerrechte verkaufen und er erhob sogar Gebühren für die Nutzung der öffentlichen Latrinen. Als sein Sohn Titus ihn deshalb kritisierte, soll Vespasianus ihm das Geld aus der ersten Zahlung unter die Nase gehalten und gefragt haben, ob er am Geruch Anstoß nehme. Der musste darauf zugeben, dass “(pecunia) non olet”, also das Geld ‘stinkt nicht’. Daraus entwickelte sich unser geflügeltes Wort und eine Zeitlang war der französische Ausdruck “Vespasiennes” als Name für öffentlichen Toilettenhäuschen weit verbreitet.

vespasienne Berlin_Germany
Vespasiennes

Seinen bodenständigen Humor brachte Vespasianus auch auf andere Weise zum Ausdruck. Als er erste Anzeichen einer schweren Krankheit bemerkte, die ihn schließlich das Leben kosten sollte, machte er sich angeblich über den Divinisierungswahn der Römer lustig (Divinisierung = Erhebung eines Toten zu einem Gott) indem er sagte: „Wehe, ich glaube, ich werde ein Gott!“

Bildquellen:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Neues_Museum_-_Kolossalbildnis_des_r%C3%B6mischen_Kaisers_Vespasian.jpg#/media/File:Neues_Museum_-_Kolossalbildnis_des_r%C3%B6mischen_Kaisers_Vespasian.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rom,_Titusbogen,_Triumphzug.jpg#/media/File:Rom,_Titusbogen,_Triumphzug.jpg
http://www.cngcoins.com. Lizenziert unter CC BY-SA 2.5 über Wikimedia Commons
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:VESPASIANUS_-_RIC_II_364_-_151255.jpg#/media/File:VESPASIANUS_-_RIC_II_364_-_151255.jpg
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https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Berlin_Germany.jpg#/media/File:Berlin_Germany.jpg

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