Kampf und Krieg spielte eine zentrale Rolle im Leben der keltischen Stämme Galliens. Vor allem für die Adligen, aber auch für die einfachen Menschen war Krieg ein wichtiger Teil ihres Lebens. Oft handelte es sich dabei um Scharmützel kleinerer Gruppen, aber es gab auch Schlachten mit Zehntausenden Kombattanten. Caesar sagt über den Stamm der Helvetier um 50 vor Christus, dass von etwa 350.000 Helvetiern 92.000 waffenfähige Männer waren. Damit wäre etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung Krieger gewesen.
Der keltische Krieger
Die meisten Kriege zwischen verschiedenen keltischen Stämmen waren wahrscheinlich eher klein. Sie traten meist als Folge von bewaffneten Überfällen auf Nachbarstämme auf, denn solcherart Raub war gängige Praxis und brachte dem jeweiligen Anführer Ruhm und Ansehen. Caesars Berichte und auch die gälischen Legenden aus Irland um Finn McCool und Cu Cullain belegen dies. Racheaktionen und Gegenangriffe konnten jedoch unter Umständen eskalieren. Meist wurde im Spätfrühling und im Sommer gekämpft, wenn das Wetter es zuließ, das Feld bestellt war und die Ernte noch nicht drängte.
Bild: Stone sculpture of celtic hero
Der Adel sah sich zwar als elitäre Kriegerkaste und verbrachte sehr viel Zeit mit dem Training an den Waffen. Und auch die Freien, die eigenes Land besaßen, mussten in der Lage sein, ihre Ländereien gegen Überfälle zu verteidigen – oder selbst den Feind anzugreifen. Doch durch die Notwendigkeit der Landwirtschaft wird ihnen weniger Zeit verbleiben sein, sich an den Waffen zu üben.
Frauen spielten im keltischen Kriegerkult auch eine Rolle: den Quellen nach feuerten sie die Kämpfer an und straften Feiglinge, die aus dem Kampf geflohen waren, mit durchaus auch handgreiflicher Verachtung. Doch es gibt nur wenige überlieferte Berichte und keine materiellen Funde von weiblichen Kämpferinnen, etwa Schwerter und Rüstungen in Grabstellen von Frauen. Dagegen findet man Waffen in etwa der Hälfte der Gräber von Männern.
Ausrüstung
Die Hauptwaffen des keltischen Kriegers waren Speer und Schwert, obwohl auch Waffen wie Hämmer, Äxte und Schleudern belegt sind. Meist führte er einen etwa 1,8 Meter langen Kampfspeer, die “Lancea”. Sie hatte eine breite Metallspitze, die bis zu 50 Zentimeter lang war. Darüber hinaus trug er kurze Wurfspeere, die “Gaesum” genannt wurde.
Bild: Celtic sword and scabbard circa 60 BCE
Bild: Scuto Battersea BritMu252a
Als Schutzwaffe diente ein großer Schild aus Holz von bis zu 1,2 Metern Länge und einem halben Meter Breite. Er war meist mit Leder überzogen, bunt bemalt und hatte einen metallenen Schildbuckel in der Mitte. Als Kleidung trug der einfache Krieger seine Alltagskleidung: ein paar Paar Bracae, also Hosen, ein Hemd ähnlich einer Tunika und einen Umhang oder Mantel.
Die typische Waffe war jedoch das Langschwert mit einer Klinge von 80 bis 100 cm Länge. Die frühen Varianten dieser Schwerter waren kürzer und hatten ausgearbeitete Spitzen, sodass sie zum Stechen und zum Schlagen benutzt werden konnten. Die späteren Schwerter dagegen hatten zumeist abgerundete Spitzen, die nur noch zum Schlagen taugten.
Bild: British-Museum: “Waterloohelmet”
Keltische Edelleute trugen darüber hinaus vielleicht Schmuck, etwa den typischen Halsreif. Am Körper trugen sie wahrscheinlich Rüstung und Helm, die zumeist aus Leder gefertigt waren. Vereinzelt wurden auch Rüstungen aus Bronze- oder Eisen verwendet, belegt sind Kettenhemden und bronzene Brustpanzer. Besonders prächtige Rüstungen waren zudem goldenen Ornamenten und Halbedelsteinen verziert. Ein besonders prächtiger Helm, wurde in Ciumesti in Rumänien gefunden. Er war mit der Nachbildung eines Raben gekrönt, dessen Flügel beweglich waren – auf dem Schlachtfeld muss so ein Helm unübersehbar gewesen sein.
Bild: Celtic Helmet from Satu Mare, Romania
Keltische Kriegführung
Im Vergleich zur strengen militärischen Organisation der Legionen Roms waren die Kelten weit weniger diszipliniert. Die antiken Berichte sprechen oft von unorganisierten Heerhaufen; in offenen Feldschlachten haben die keltischen Krieger wohl vor allem darauf gebaut, frontal gegen den Gegner anzurennen und ihn mit schierer Kraft zu überwältigen.
Ausgefeilte Strategien und clevere taktische Winkelzüge waren angeblich nicht ihre Art. Dies mag auf eine Eigenheit der keltischen Mentalität zurückzuführen sein, die heroischen Einzeltaten und individueller Geschicklichkeit im Kampf mehr Ehre zumaß, als dem disziplinierten Einsatz und der koordinierten Aktion vieler Kämpfer in einem Kampfverband. Militärische Einheiten in der Infanterie wurden eher nach Herkunft der Kämpfer zusammengefasst, als etwa nach dem benutzten Waffentyp. Reiterei und Streitwagen allerdings wurden nach Gattung geordnet.
Der keltische Streitwagen
Der keltische Streitwagen gilt als typisches Element der keltischen Kriegführung, auch wenn er nicht überall im keltischen Einflussgebiet und zu allen Zeiten genutzt wurde. Es waren leichte Vehikel mit zwei Rädern, die über ein Joch von zwei Pferden gezogen wurden. Der Wagen war in der Regel kaum länger als 4 Meter und keine 2 Meter breit.
Der Wagen war fast komplett aus Naturmaterialien gefertigt; aus Metall waren nur die die Verkleidung der Radnaben und die Außenseiten der Räder. Auch manche Zugringe und Haltestifte wurden gelegentlich aus Metall gefertigt, um die Verbindungen zu verstärken. Der eigentliche Clou an keltischen Streitwagen aber war die Aufhängung: Die Plattform wurde nicht starr auf der Achse befestigt, sondern sie hing frei in einer Seilverspannung. Dadurch war der Streitwagen einfacher zu manövrieren und die Kämpfer standen sicherer.
Der Streitwagen hatte zwei Mann Besatzung. Der Wagenlenker saß im offenen Vorderbereich des Wagens und lenkte. Der Krieger stand dahinter und warf seine Speere vom fahrenden Wagen, bevor er abstieg und zu Fuß kämpfte. Der Lenker blieb derweil in der Nähe, um seinen Kämpfer aufzusammeln und aus der Schlacht fort zu bringen, wenn er verletzt oder getötet wurde. Dieses Vorgehen ist aus den keltischen Dichtungen des Ulster Cycles sowie von griechischen und römischen Historikern dokumentiert.
Bild: Musée Cinquantenaire: Celtic helmet
Die Doppelreiter
Griechische Quellen aus der Zeit vor Christi Geburt berichten von einer weiteren Angriffstaktik keltischer Stämme: der Doppelreiterei. Angeblich ritten dabei Gruppen berittener Kelten mit je einem zweiten Krieger auf dem Pferd an die gegnerischen Kämpfer heran, wo sie dann abspringen und zu Fuß kämpften. Durch die schnelle Annäherung und die größere Beweglichkeit waren dadurch Flankenmanöver möglich, mit denen sich der Gegner überrumpeln ließ.
Allerdings ist diese Taktik nur wenig dokumentiert und nicht durch gefundene Gegenstände (etwa bildliche Darstellungen auf Fresken oder Reliefs) belegt. Eine solche Taktik erforderte wahrscheinlich eine bessere Ausrüstung (vor allem Pferde) und einen Grad an Organisation der Truppe, die nicht alle Keltenstämme und -Heere aufbringen konnten.
Bild: “Gundestrup E”
Bild: Ancient Celt with carnyx (Ancient Briton)
Keltische Kriegerorden
Allerdings kannten die Kelten auch Kriegerorden wie die irische Fianna oder die Gaesaten, die in den italienischen Kriegen gegen Rom kämpften. Diese Elitekrieger wurden in Schlachten anscheinend als “schnelle Reaktions-Truppe” eingesetzt. Oft kämpften sie auch in der vordersten Reihe der Infanterie und warfen sich im ersten Ansturm in die feindlichen Schlachtreihen.
Sie müssen einen gute Organisation und Disziplin aufgewiesen haben. Darin kämpften zumeist junge Männer unter der Führung von charismatischen Anführern wie dem Iren Fionn Mac Cumhail in der Fianna oder den beiden Königen der Gaesaten. Wahrscheinlich hatten diese Gruppen auch eine spirituelle Komponente und erlegten Mitgliedern Initiationsrituale auf.
Psychologische Kriegsführung
Außerdem kultivierten die Kelten erste Elemente der psychologischen Kriegsführung. Sie stießen wilde Schreie aus und schlugen ihre Waffen und Schilde gegeneinander, schlugen Trommeln und bliesen die Carnyx, eine Art Trompete, um die Gegner zu entmutigen.
Bild: “Carnyx Tintignac 2”
Bei ihren ersten Begegnungen hat dieses Auftreten die römischen Legionäre durchaus noch beeindrucken könne, wie die antiken Quellen berichten – so sehr, dass sie in Todesangst vom Schlachtfeld flohen. Spätestens mit Cäsars Siegeszug durch Gallien zeigte sich jedoch, dass die Römer sich so nicht mehr beeindrucken ließen. Auch die Niederlage Boudiccas in Britannien 51 n.Chr. offenbarte dass der Trick gegen einen entschlossenen Gegner nicht mehr zog.
Vor der eigentlichen Schlacht pflegten Anführer der Kelten vor den Schlachtreihen aufzutreten um ihre Gegner zu schmähen und ihre Heldentaten und Fähigkeiten zu rühmen. Gelegentlich kam es dabei auch zu Duellen, deren Ausgang als Omen für den Ausgang der eigentlichen Schlacht gesehen wurde.
Angeblich war der keltische Ansturm wütend, aber nicht von Dauer. Die römischen Quellen sind sich einig, dass die Kelten leicht zu besiegen waren, wenn man die erste Welle überstanden hatte – dies kann aber auch Ausdruck der Überheblichkeit der Sieger und ihrer Verachtung gegenüber den Barbaren aus dem Norden sein: den Barbaren aus dem Norden wurde typischerweise überlegene Körperkraft und tumbe Wildheit zugeschrieben. Ausdauer, Klugheit und Hartnäckigkeit galten als römische Tugenden im Kampf.
Interessanter Artikel, die Kelten haben es mir auch angetan, besonders die Symbole, und wie man sie zeichnet finde ich sehr spannen, da sich zu meinem zweiten Hobby der heiligen Geometrie hier sehr viele paralellen ziehen lassen.
VG
Kawa