„Alea iacta est“ – mit diesen Worten überschritt Caesar den Rubikon, wie uns die Legende berichtet, und der Ausspruch wurde zu einem geflügelten Wort. Heute beschreiben wir damit eine riskante Entscheidung, die nicht zurückgenommen werden kann. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Ausspruch?
Zu Beginn des Jahres 49 vor Christus kehrte der Prokonsul und Feldherr Gaius Julius Caesar mit seinen Legionen aus Gallien zurück. Er hatte Vergingetorix, den Anführer der aufständischen Gallier, besiegt und ein gewaltiges Gebiet von der französischen Atlantikküste bis zur Nordsee und zum Rhein für Rom erobert. Acht Jahre hatte der Feldzug gedauert und viele Menschenleben und reichlich Gold gekostet, aber auch die Bedrohung durch die gefürchteten Gallier beseitigt.
“De Bello Gallico”
Caesar beschrieb seinen Feldzug gegen die Gallier sehr ausführlich in seinem Buch „De Bello Gallico“ (‚Vom Gallischen Krieg‘). Er lieferte uns damit eine noch heute sehr wichtige Quelle zur Geschichte dieser keltischen Völkergruppe, die auch in Travian ihren Auftritt hat. Allerdings richtet sich das Buch vor allem an das römische Publikum seiner Zeit, das mit seinen Steuern diesen Feldzug finanzierte und das Caesar für sich einnehmen möchte. Was er schreibt, wie er es schreibt und auch, was er weglässt, soll sein Ansehen in Rom mehren und seine politischen Ziele unterstützen.
Bei seiner Rückkehr aus Gallien musste sich der ehrgeizige Caesar entscheiden. Seine Amtszeit als Konsul endet bald und nach dem römischen Recht dieser Zeit durfte Caesar als Provinzstatthalter und amtierender Feldherr das römische Kernland nicht betreten. Um seine Machtstellung zu erhalten und auszubauen, musste er sich erneut zum Konsul wählen lassen.
Da er aber nur persönlich als Konsul kandidieren konnte, hätte er seine Ämter niederlegen müssen, um Rom zu betreten dürfen. Damit aber hätte er seine Immunität verloren und er musste damit rechnen, dass ihn seine Gegner des Verrats anklagen – keine gute Voraussetzung für eine Wahl in das höchste Amt im Staate.
Tut er’s oder tut er’s nicht?
Caesar musste sich also entscheiden – rückte er mit der ihm treuen Legion vor und brach damit das Gesetz? Oder verzichtete er auf seine politischen Ambitionen und die Macht des Konsulats?
Er entschied sich, mit seiner Armee den Rubikon zu überqueren und auch wir sagen noch Heute „er hat den Rubikon überschritten“, wenn jemand eine Handlung begangen hat, die ernste Konsequenzen nach sich zieht und die nicht mehr zurückgenommen werden kann.
Lost in Translation
Vier Berichte über diese Ereignisse sind noch erhalten, doch keine davon stammt direkt von einem Zeitzeugen – alle Berichte darüber sind nach dem Hörensagen zitiert und zum Teil erst Jahrhunderte später aufgezeichnet worden. Es ist zum Beispiel sehr gut möglich, dass Caesar als gebildeter römischer Patrizier seine Ansprache auf Griechisch gehalten hat. Seine Worte können als Zitat eines griechischen Autors gelten.
Die wörtliche Bedeutung von „Alea iacta est“ ist „Die Würfel sind geworfen“: Caesar hat seinen Zug gemacht, aber die Konsequenzen seines Handelns sind noch nicht klar, das Original beschreibt also eine Situation in der Schwebe. Die uns geläufige Übersetzung – „sind gefallen“ – betont dagegen, dass die Entscheidung unumkehrbar ist und nicht zurückgenommen werden kann.
In diesem Fall hat sich seine Entscheidung als glücklich erwiesen: Das Volk begrüßte den erfolgreichen Feldherrn und er wurde zum Konsul gewählt. Seinen Rechtsbruch rechtfertigte er damit, dass sein politischer Gegner Pompejus selbst die Gesetze verletzt habe. Pompejus verließ Rom fluchtartig, als die Ankunft Caesars bekannt wurde und ein Bürgerkrieg begann, den Caesar erst Monate später für sich entscheiden konnte. In der Folge wurde Caesar in das Amt des „Diktators“ – also eines Alleinherrschers mit einer bestimmten Aufgabe und großer Machtbefugnis – auf Lebenszeit gewählt.
Also denkt daran, wenn ihr wieder Mal einen Raubzug gegen Eure Nachbarn startet – vielleicht überschreitet Ihr damit Euren eigenen Rubikon …