Sagt euch der Name Campbell Askew etwas? Einige von euch haben sicherlich schon einmal seine Werke zu Ohren bekommen, sei es in bekannten Hollywood-Blockbustern oder in diversen Konsolenspielen. Er hat zudem den Sound unserer neuen Travian-Version erstellt. Sollte euch der Name immer noch nicht viel sagen, helfen wir gerne Abhilfe. Im nachfolgenden Interview mit uns stellt Herr Askew erst sich und dann natürlich auch seine Arbeit vor. Wir wünschen euch viel Spaß damit.
Würdest du dich bitte kurz vorstellen?
Campbell Askew: Ich bin Campbell Askew. Und ich bin schon halb im Ruhestand. Ich feiere dieses Jahr mein fünfzigjähriges Jubiläum in Film, Fernsehen und Videospielen.
Wie bist du damals in die Unterhaltungsbranche eingestiegen?
Campbell Askew: Ich war damals 15 Jahre alt und wir gingen häufig im East End Londons ins Kino. Irgendwann war ich dann fest entschlossen dazu, einen Job in der Branche zu ergattern. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich das riesige Telefonbuch meiner Eltern rauskramte und mir die Adressen aller Firmen herausschrieb, bei denen „Film“ im Titel stand. Dann habe ich mich hingesetzt und 50 Bewerbungsschreiben verfasst. Ich habe nur zwei Antworten erhalten; eine davon war eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. In diesem Vorstellungsgespräch hat man mir dann einen Job angeboten, also hab ich die Schule nach meinem 16. Geburtstag abgebrochen – früher ging es nicht – und begann meine Karriere in der Filmindustrie bei einer Dokumentarfilmfirma im Mayfair-Bezirk Londons. Hauptsächlich produzierten sie Autorally-Filme im 16-mm-Format. Meine Aufgabe dabei war es eigentlich nur, Tee zu kochen und Nachrichten zu überbringen. Aller Anfang ist schwer, aber dafür schmeckt mein Tee auch heute noch einfach wundervoll.
Wann wurde dir bewusst, dass du beim Ton arbeiten möchtest?
Campbell Askew: Ich arbeitete damals als assistierender Cutter an dem Film „Siddharta“ von Regisseur Conrad Rooks. Als das Tonteam mit der Arbeit begann, boten sie mir einen Job als assistierender Tonmeister an. Ich sollte mich um den Geräuschemacher kümmern. Ich war absolut begeistert davon. Ab da war mir klar, was ich werden wollte – leitender Tonmeister bei Spielfilmen. Ich brauchte mehrere Jahre, um dieses Ziel zu erreichen, aber ich habe jeden Moment dieser Reise genossen. Wenn man an Filmen wie „Monty Python und der Heilige Gral“ und „Inspektor Clouseau, der „beste“ Mann bei Interpol“ mitarbeiten darf, was kann man daran denn bitte nicht toll finden?
Was empfiehlst du jungen Leuten, die Sounddesigner werden möchten? Was müssen sie machen und lernen, bevor sie überhaupt anfangen können?
Campbell Askew: Ich persönlich würde auf eine Schule gehen, auf der Kurse für Sounddesign/Tonaufnahmen angeboten werden. Zuvor würde ich mir aber einen Camcorder besorgen und draußen Aufnahmen machen – und zwar immer und immer wieder. Mittlerweile kommt man ganz leicht an Editing-Software, auf der man beispielsweise Tondichtungen, Tonmontagen und musikalische Effekte erzeugen kann. Man muss sich einfach mit der Arbeit mit Ton vertraut machen. Wir können alle zuhören, aber auf die Details zu achten, das ist die Kunst. Diese Fähigkeiten sollte man während der Schule schon entwickeln. Wenn man dann seinen Abschluss in der Tasche hat, kann man schon ein beeindruckendes Demoband sowie die notwendigen Fähigkeiten vorweisen. Dann kommt der schwierige Teil – den ersten Job zu ergattern. Man schickt sein geniales Demoband dann dorthin, wo man gerne arbeiten möchte. Eventuell kann man auch für eine Zeit ohne Bezahlung arbeiten. Wenn man Glück hat, kriegt man dann einen Job als Laufbursche. Aber man muss ein exzellenter Laufbursche sein. Man sollte jede Gelegenheit nutzen, beim Mischen oder bei Sound Design-Sitzungen dabei zu sein. Zuhören und lernen lautet die Devise. Man muss immer verfügbar sein, lächeln und mit vollem Eifer dabei sein. Irgendwann hat man’s dann geschafft. Das kann aber eine Weile dauern. Aber ohne Arbeitseifer braucht man’s gar nicht erst versuchen.
Wie hast du dich für bestimmte Projekte entschieden? Bist du auf die Firmen zugegangen oder haben sie dich angefragt?
Campbell Askew: Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal hat mich der Bildredakteur empfohlen; manchmal hat mich die Produktionsfirma angerufen. Ich habe den Leuten immer Bescheid gegeben, wann meine derzeitige Produktion abgeschlossen sein würde und wann ich dann wieder verfügbar wäre.
Was ist der stressigste Teil deines Berufs?
Campbell Askew: Am stressigsten war es immer, die Fristen einzuhalten. Stress kann natürlich auch etwas Positives sein. Es geht darum, den Stress zu kontrollieren. Mich hat es begeistert, ein geniales Team um mich zu versammeln, das an einem Strang gezogen hat. Zusammen haben wir jedes Hindernis aus dem Weg geräumt, das für Stress sorgen hätte können.
Du warst als leitender Tonmeister sowohl in Großbritannien als auch in den USA erfolgreich. Was hat dich dazu bewegt, Filmen den Rücken zu kehren und dich stattdessen der Spielebranche zu widmen?
Campbell Askew: Ich brauchte eine neue Herausforderung. Mir wurde anfangs ein sechsmonatiger Vertrag in der Videospielbranche angeboten. Da das in etwa genauso lang war wie ein Filmvertrag dachte ich mir, dass ein zweites Standbein nicht schaden könnte. Dieser neue Bereich hat mich dann vollends begeistert. Fünf Monate später wurde mir dann ein Filmvertrag angeboten, aber die Spielefirma bot mir einen Vollzeitjob an. Für mich war die Sache klar: Ich habe mich für die Festanstellung entschieden und die Entscheidung nie bereut.
Hattest du schon von Travian gehört, bevor du bei Travian Games angefangen hast?
Campbell Askew: Erik Staub, ein Freund und Kollege, hat mir eine E-Mail geschickt, in der er mir mitteilte, dass er für eine Firma namens Travian arbeiten würde. Ich hatte damals noch nie etwas von dieser Firma gehört. Nur wenige Monate später erhielt ich eine weitere E-Mail von ihm, in der er mich fragte, ob ich nicht an Travian V mitarbeiten wolle. In der Zwischenzeit hatte ich mich natürlich über die Firma und ihre Produkte informiert und kannte mich bestens aus.
Was ist der schwierigste Teil am Designprozess?
Campbell Askew: Die größte Herausforderung eines Tonmeisters besteht darin, Zeit zum Experimentieren zu finden, sich inspirieren zu lassen, Fehler zu machen, aus diesen zu lernen und so lange weiterzumachen, bis man zufrieden mit seiner Arbeit ist.
Welches der Projekte in deiner Karriere ist dein Lieblingsprojekt und wieso?
Campbell Askew: Band of Brothers. Bei diesem Projekt stand mir ein großartiges Team zur Seite. Alle haben ihr Bestes gegeben. Dafür haben wir den Emmy gewonnen – und zwar zurecht, wenn ich das mit aller Bescheidenheit sagen darf.
Über die Jahre hast du an unzähligen Projekten als leitender Tonmeister oder leitender Audio Director gearbeitet, wie etwa Band of Brothers, Event Horizon, Henry V sowie Harry Potter und der Orden des Phönix. Was macht man als nächstes, wenn man schon so ein großartiges Portfolio vorweisen kann? Welchen Herausforderungen kann man sich noch stellen? Wo sehen wir dich in der Zukunft?
Campbell Askew: Die letzten 50 Jahre habe ich viel Krach gemacht. Ich glaube wirklich, dass ihr euch alle eure Ruhe von mir verdient habt, aber ich bedanke mich herzlichst dafür, dass ihr mir zugehört habt. Ich bin jetzt 66, ein Opa, schon halb im Ruhestand, aber man kann mir weiterhin gerne Angebote zukommen lassen.
Auch an Herrn Askew ein herzliches Dankeschön, dass er sich die Zeit für uns genommen hat. Wir wünschen ihm auch weiterhin alles Gute.