Tag 1: Pläne werden enthüllt
Appius Lacer war der einzige, der sprach, und fühlte sich mit jedem Augenblick unbehaglicher. Keine Fragen wurden gestellt, keine Bemerkungen gemacht. Sein Onkel saß in einem Sessel und schien zu schlafen. Nur das Flattern seiner Lider und seine unregelmäßige Atmung verrieten, dass der alte Geier aufmerksam zuhörte. Marcus stand am Fenster und blickte über die Dächer des Dorfes hinweg zum Horizont. Niemand bewegte auch nur einen Muskel, auch nicht, als Appius endlich aufhörte zu sprechen.
Überraschenderweise war es erneut Koras Stimme, die die angespannte Stille durchbrach.
„Bitte entschuldige meine Frage“, sagte sie. „Ich kenne mich mit Kriegsführung nicht so aus, deshalb möchte ich sichergehen, dass ich alles richtig verstehe. Der Plan, den ihr den Römern vorgeschlagen habt, besteht also darin, eine Festung zu bauen, die ihr ihnen dann kampflos überlasst. Und die Römer benutzen sie dann als ihren wichtigsten Außenposten, um in ganz Hibernia einzumarschieren. Und unser Dorf …“ –
„Und unser Dorf wird als erstes zerstört“, fuhr Marcus dazwischen und beendete ihren Satz. „Oder es wird ständig unter Druck stehen, weil alle Verteidigungskräfte hier gebunden sind, während wir alle anderen Positionen in der Region schutzlos sich selbst überlassen. Wir können also zwischen Pest und Cholera wählen: Entweder lassen wir sie unser Dorf zerstören oder die anderen Dörfer.“
„Es gibt noch eine dritte Möglichkeit“, antwortete Plinus Lacer mit ruhiger, aber fester Stimme. „Was ist, wenn mein Großneffe lügt und alles, was er gerade gesagt hat, nur eine Falle der Römer ist? Oder sogar eine vierte Variante: Die Römer sind clever genug, ihre Pläne nicht an einen dahergelaufenen hibernischen Bauern zu verraten, der sich selbst als römischen Architekten sieht und überhaupt gar nichts weiß.“
„Das stimmt nicht. An einer Sache zweifelt kein einziger von euch: Die Römer werden kommen.“ Kora stand auf, beendete damit das Gespräch und setzte sich wieder an ihren Schreibtisch. „Und das bedeutet, dass wir doppelt so hart arbeiten müssen. Die Hilfe eines weiteren talentierten Architekten wird dabei sehr wertvoll sein. Ich habe mein Heim bereits einmal verloren. Und ich lasse nicht zu, dass mein neues Heim einfach so zerstört wird.“
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