Veleda war eine Germanin, die von ihrem Stamm, den Brukterern, als Seherin verehrt wurde. Sie lebte in der Regierungszeit Kaiser Vespasians und prophezeite ihrem Stamm einen Sieg über die Römer. Später wurde sie jedoch gefangen genommen und nach Italien verschleppt.
Frieden?
In der verhängnisvollen Varusschlacht im Jahre 9 vor Christus hatten die Germanen drei Legionen Roms vernichtet und den römischen Statthalter Varus getötet. Es folgten lange Jahre des Kampfes, in denen die Römer die Schmach bereinigen und die widerspenstigen Germanen rechts des Rheins unterwerfen wollten. Erst im Jahre 16 nach Christus beendete Kaiser Augustus die Expansion Roms in den Norden Germaniens.
Doch dies bedeutete nicht das Ende der Kampfhandlungen. Immer wieder überquerten kleinere Gruppen von Germanen den Rhein, überfielen römisches Gebiet und provozierten so Strafexpeditionen Roms. Der Bataveraufstand des Jahres 69 bildet jedoch eine Zäsur, denn die germanischen Kämpfer konnte mehrere römische Legionen besiegen.
Bataver
Die Bataver waren lange Zeit Föderaten, also Verbündete Roms gewesen. Ihre Siedlungsgebiete links des Rheins in den heutigen Niederlanden dienten Rom als Pufferzone, um die prosperierenden gallischen Provinzen vor den Überfällen der Germanen zu schützen.
Die Bataver waren Rom nicht tributpflichtig, doch sie mussten Hilfstruppen für die römischen Armeen stellen. Ihre Reitertruppen und ihre Infanterie waren für ihre Kampfkraft berühmt – es ist also gut möglich, aber nicht eindeutig belegbar, dass Rom mit zu vielen Truppenaushebungen in dem ansonsten armen Landstrich die Bataver und andere germanische Verbündete verärgerte.
Bürgerkrieg
Nach dem Tode Kaiser Neros im Jahr 69 n.Chr. brach im römischen Reich eine Zeit des Chaos und des Bürgerkriegs an. Verschiedene Feldherren ließen sich von ihren Truppen zum Kaiser ausrufen und kämpften um die Thronfolge. Dieses Durcheinander nutzte ein germanischer Fürst aus dem Stamm der Bataver zum Aufstand. Der Bataver Gaius Julius Civilis gewann mehrere germanische Stämme von links und rechts des Rheins für einen Aufstand gegen Rom.
Wie 75 Jahre vor ihm Arminius besiegte er mehrere römische Legionen. Und wie seinerzeit Arminius hatte auch Civilis als der Kommandant einer Kohorte von germanischen Hilfstruppen eine Ausbildung im römischen Heer genossen. Dadurch hatte gute Kenntnis der Gewohnheiten und militärischen Vorgehensweise seines Gegners.
Die Seherin
Eine entscheidende Rolle bei dem Aufstand wird der Seherin Veleda zugeschrieben. Sie gehörte zum benachbarten Stamm der Brukterer und war dort als Prophetin und Hellseherin berühmt. Tacitus berichtet, dass weise Frauen wie Veleda hoch geachtet und gar als Göttinnen verehrt wurden. Angeblich lebte Veleda in einem Turm und sprach nie direkt mit Bittstellern. Nur über die Vermittlung einiger Stammesangehöriger sprach sie mit Bittstellern.
Veleda hat angeblich eine entscheidende Rolle dabei gespielt, weitere Stämme als Verbündete für die Revolte zu gewinnen. Als eine Abordnung Bataver zu ihr kam, soll sie den Aufständischen einen großen Sieg über die römischen Legionen vorausgesagt haben. Und in der Tat waren die Bataver und ihre Verbündeten aus den Stämmen der Brukterer, Trevirer und anderen in den ersten Schlachten erfolgreich. Sie eroberten die befestigten Lager der Römer bei Vetera (bei Xanten), Novaesium (Neuss) und Bonna (Bonn) zum Teil ohne Kampf.
Die Germanen zeigten sich ihr gegenüber dankbar. Sie sandten den gefangenen Befehlshaber der Garnison Vetera, Munius Luperculus zu Veleda, wahrscheinlich, damit er ihr als Sklave diene. Doch er bekam sie nie zu Gesicht, denn er wurde unter unbekannten Umständen auf dem Weg zu ihr ermordet. Später schenkten die Brukterer ihrer Seherin das Flaggschiff der römischen Rheinflotte, das sie erbeutet hatten.
Vespasianus
Doch mit dem Ende der Wirren des sogenannten Vier-Kaiser-Jahres setzte sich Vespasian gegen seinen Rivalen durch. Nachdem seine Truppen am 20. Dezember 69 in blutigen Gefechten Rom erobert hatten, erkannte der Senat ihn als Kaiser an. Nun trieb Vespasian die Niederschlagung des Bataveraufstandes mit Nachdruck voran. Immerhin hatten die Germanen zwei Legionen vernichtet und zwei weitere außer Gefecht gesetzt.
Er schickte acht Legionen unter Führung von Quintus Petillius Cerialis an den Niederrhein, die im Laufe des Jahres 70 gegen die Germanen vorgingen. Die Aufständischen mussten sich nach den verlorenen Schlachten auf die linke Rheinseite zurückziehen. Am Ende konnte Civilis von Glück sagen, dass er einen Friedenschluss aushandeln konnte, der das Überleben seines Stammes sicherte.
Die Bataver mussten sich Rom unterwerfen, verloren ihre Hauptstadt nahe des heutigen Nimwegen und mussten der römischen Armee acht Reiter-Kohorten als Hilfstruppen stellen – doch ihr Stamm existierte weiter. Vespasian leitete eine Heeresreform ein: nun wurden Hilfstruppen prinzipiell mit römischen Offizieren besetzt und nur noch fern ihrer ursprünglichen Siedlungsgebiete eingesetzt.
Über Veledas Schicksal ist nichts Genaues überliefert. Angeblich hat sie bei den Friedensverhandlungen vermittelt. 77 n. Chr wird sie, wohl im Rahmen einer Strafaktion gegen aufständische Germanen von den Römern gefangen genommen und nach Italien geführt. Dort belegt eine Tafel mit einem auf Griechisch verfassten Spottgedicht über die “lange, aufgeblasene Jungfrau, die die Rheinwassertrinker verehren ” ihren Aufenthalt, doch ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.