Travian Technik und die Cloud

„Wir haben ja inzwischen alle Welten in die Cloud umgezogen!“ Das ist die Aussage, die uns Ende des Jahres erreicht hat. Doch was ist die Cloud überhaupt? Warum wurde Travian in die Cloud geschickt? Und vor allem, was haben die Spieler von einem solchen Umzug?
Diese und andere Fragen zu dem Thema beantwortet uns heute Jörg Strathaus, Chief Technical Officer bei Travian Games. Damit wollen wir euch einen tieferen Einblick hinter die Kulissen von Travian geben.

Hallo Jörg, stelle dich doch erstmal kurz unseren Spielern vor.

Hallo, ich bin der Jörg, 53 Jahre alt, und habe vor Äonen von Jahren Informatik studiert. Seit 2012 arbeite ich bei Travian Games. Angefangen habe ich als externer Berater und Projektleiter im Bereich „IT-Solutions“. Durch eine Umstrukturierung des IT-Bereichs bin ich dann gefragt worden, ob ich nicht die CIO/CTO-Rolle übernehmen möchte, dem ich natürlich zugesagt habe. Seit Januar 2013 bin ich nun CIO/CTO in Festanstellung.

Was genau ist deine Aufgabe bei Travian Games?

Ganz einfach und plakativ gesagt möchte ich unseren Spielen eine Plattform zur Verfügung stellen, die ihnen einen reibungslosen Spielbetrieb ermöglicht. Das umfasst zum einen alle Aspekte rund um die Infrastruktur, also rund um den Serverbetrieb, dazu den Office-Betrieb, also alles was an technischer Infrastruktur notwendig ist, um als Spielefirma auch richtig arbeiten und die Spiele betreiben zu können. Darüber hinaus gehören auch der Customer Support und das Community Management zu meinem Verantwortungsbereich. Das hört sich auf den ersten Blick natürlich nicht logisch an, aber da ich mich über viele Jahre hinweg mit dem Thema beschäftigt habe, war das eine naheliegende Entscheidung, das miteinander zu verknüpfen.

Kürzlich kam es zu Beeinträchtigungen auf den Travian-Spielwelten. Wie treten du und dein Team dieser Herausforderung entgegen?

Als allererstes ist zu sagen, jedes Problem ist klar ein Problem zu viel. Dennoch bin ich relativ zufrieden, dass wir so wenige Probleme in Summe gehabt haben.

In der jüngeren Vergangenheit hatten wir einige Vorfälle, die uns wiederkehrend beschäftigt haben. Nach einer sehr intensiven Analyse, unter anderem mit den Herstellern einiger zentraler Komponenten, konnten wir diese Probleme dann lösen. Wie gehen wir grundsätzlich mit solchen Problemen um? Das Team arbeitet in solchen Situationen unter Volldampf daran, die Probleme nachhaltig und so schnell wie möglich zu lösen. Eine schnelle Wiederherstellung der Funktionalität steht immer im Vordergrund, darüber hinaus liegt unser Fokus aber auch immer darauf, jedes Problem nachhaltig zu lösen. Das Gute am Cloud-Umzug ist und war, dass wir bisher alle Probleme nachhaltig lösen konnten. Das ist eine großartige Leistung des Teams gewesen und dafür möchte ich mich auch noch einmal bei allen bedanken.

Erkläre unseren Spielern doch einmal in einfachen Worten die Cloud und was wir uns darunter vorzustellen haben.

Eigentlich ist es ganz einfach. Profan ausgedrückt ist die Cloud nichts anderes, als eine große physische Serverplattform. Stell dir einen riesigen Saal vor, der voller Server steht. Das ist sozusagen die Plattform, auf der die Cloud aufsetzt. Diese Plattform wird aber nicht als physische Server genutzt, sondern wir implementieren dort unsere virtuellen Server, wie wir sie gerade benötigen. Das ist die eigentliche Idee hinter der Cloud. Unterm Strich ist die Cloud also nichts anderes als Rechenpower, die uns zur Verfügung gestellt wird, auf der wird das implementieren, was gerade nötig ist, um unsere Spiele sicher und stabil betreiben zu können. Mehr ist die Cloud eigentlich gar nicht.

Warum wurde Travian überhaupt in die Cloud geschickt?

Wir haben in der Vergangenheit, also im Verlauf der letzten Jahre, ein sehr, sehr stabiles Umfeld erreicht. Aus diesem Grund liegt die Frage nahe, warum nun etwas daran geändert werden muss. Fakt ist, dass unserer technischen Infrastruktur einen Generationswechsel vollziehen musste. Die Rechner waren schlicht in die Jahre gekommen. Es gab nun zwei Alternativen: erstens wir tauschen alle alten Geräte gegen eine neue Generation an physischen Geräte aus. Die andere Alternative war sich das komplette Konzept, wie es bisher war, zu überarbeiten und sich zu fragen, wollen wir nicht vielleicht etwas noch stabileres und verlässlicheres und das mit einer höheren Flexibilität und Schnelligkeit? Das ist genau ein Gedanke hinter der Cloud und deshalb haben wir uns dann für den Umzug in die Cloud entschieden. Die Vorteile der Cloud in Richtung Flexibilität, Schnelligkeit und Skalierbarkeit haben auch eine Auswirkung auf eine verbesserte Performance. Hier ist vor allem auch das Thema Stabilität zu nennen, das ja für unsere Spieler sehr wichtig ist. All das hat uns letztendlich den Schritt hin zur Cloud machen lassen.

Wie würdest du den Umzug beschreiben und wo lagen/liegen deiner Meinung nach die größten Herausforderungen?

Das ist ein interessantes Thema und wahrscheinlich den wenigsten bewusst. „Ihr seid in die Cloud gegangen!“ hört sich immer toll an, doch es war ja nicht nur ein einfacher Umzug in die Cloud. Was wir gemacht haben ist, ein komplett neues und modernes Rechenzentrum aufzusetzen. Wir haben also alles, was bis dato schon da war, noch ein zweites Mal implementiert, mit neuer und moderner Infrastruktur. Darauf haben wir dann unsere Cloud implementiert und dann alles, was vorher auf unseren physischen Servern lag, in diese Cloud migriert. Es waren also eigentlich drei Riesenaufgaben, die wir gelöst haben. Zu Beginn haben wir mit einigen zentralen Rechenzentrums-Komponenten zu kämpfen gehabt. Im Großen und Ganzen ist aber eigentlich zu sagen, dass die Umsetzung und Migration der Spiele fast reibungslos und unbemerkt von den Spielern gelaufen ist. Kleinere Auswirkungen sind leider bei einer so komplexen Aufgabe nicht vollends zu vermeiden. Ich glaube dennoch, dass es alles in allem sehr gut geklappt hat und die Spieler nicht explizit gemerkt haben, welche Spielwelt gerade in die Cloud migriert wurde. Das war die größte Herausforderung. Klar gab es auch noch Systeme, die aufgrund Ihrer langen Geschichte kompliziert zu migrieren waren und so eine Herausforderung für sich darstellten. Aber das hat letztendlich doch alles super gut funktioniert, worüber ich sehr glücklich bin.

Früher gab es ja viele DDoS-Attacken auf unsere Server, sind diese Angriffe durch den Umzug in die Cloud nun weniger „schädlich“ geworden?

DDoS ist und wird immer ein Thema sein, mit dem wir zu kämpfen haben werden. Und DDoS-Attacken sind auch immer schädlich, da brauchen wir uns gar nichts vormachen. Das ist an sich auch nicht die Frage, sondern die Frage ist, wie man mit solchen Attacken umgeht. Wenn man sich anschaut, wie wir in den letzten Jahren damit umgegangen sind, dann muss man feststellen, dass wir da schon einen recht hohen Standard erreicht haben. Wir hatten also sehr, sehr selten noch eine DDoS-Attacke, die uns komplett vom Netz genommen hätte. Beim Umzug in die Cloud haben wir jetzt noch weitere Maßnahmen ergriffen, unsere Systeme noch besser gegen DDoS-Attacken zu wappnen. Genaueres möchte ich dazu nicht sagen, da das Thema ein „Hase-Igel-Spiel“ ist. DDoS-Attacken sind da und bereiten uns Kopfzerbrechen, aber wir sind an sich gut dagegen gewappnet.

Trotz kleinerer Stolperer ist der Umzug ja für unsere Spieler gut gelaufen und positiv zu bewerten. In wie weit stimmst du mir da zu und was genau sind die positiven Aspekte des Umzugs?

Ich kann es nur wiederholen: Jeder Aussetzer ist einer zu viel, da brauchen wir gar nicht darüber zu reden. Schaut man sich aber die Komplexität des Themas an, was und wie wir es bewegt haben, und dass den tatsächlichen Aussetzern gegenüberstellen, so ist das Ergebnis sehr zufriedenstellend. Wir arbeiten weiter hart an dem Thema, damit es noch weniger Probleme gibt und wir lernen natürlich auch noch jeden Tag dazu.

Das Ganze war, und das sollte man im Hinterkopf behalten, ein Projekt, das von April letzten Jahres bis Ende letzten Jahres gelaufen ist. Die Hochphase war um die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel und wurde unter anderem durch das Zutun der kompletten Firma erfolgreich abgeschlossen. Das war eine tolle Teamleistung, auf die ich sehr stolz bin.

Willst du unseren Spielern noch etwas auf den Weg geben?

Vielen Dank für eure Geduld und Treue trotz diverser Aussetzer. Jeder Aussetzer ist einer zu viel und ich bin mir dessen bewusst. Wir arbeiten hart daran, dass wir so etwas vermeiden. Ich bin dankbar über das Feedback und die konstruktive Kritik, die wir von euch bekommen haben. Das ist super toll und hilft uns, uns stetig zu verbessern. Wir sind jederzeit offen für weiteres Feedback von euch. Vielen Dank!

Herzlichen Dank für das Gespräch.

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One thought on “Travian Technik und die Cloud

  1. Guter Artikel, ein eigenes RZ lohnt sich kaum noch, Wartung und Admins kosten viel Geld. Cloud Betreiber machen alles, je nach dem welchen Tarif man hat. Zudem sind die Systeme bei Ausfällen schneller wieder on als im eigenen Betrieb.

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