Heute fand meine Heldin eine Schriftrolle auf einem längst vergessenen, germanischen Friedhof. Auf einem Grabstein waren Pferde und der Name Marbod eingeritzt. Er bedeutet soviel wie „der Gebieter über die Rösser“.
Die Römer auf ihren hohen Rössern
Es ist der 16. Grasmond. Dank der Göttin Ostara ist der Frühling überall zu sehen! Marbod, unser Pferdezüchter hatte eine Idee: Da die Pferde der Römer größer sind als die Unseren, möchte er für die Zucht einige Rösser mit ihnen tauschen. Dieses Angebot können sie nicht abschlagen, unsere Reittiere sind göttlicher Natur! Angefangen bei Sleipnir, dem Pferd des Gottes Loki, bis hin zu den zwölf Pferden der Aesir. Wir schickten unseren Händler Sintbert mit einigen Pferden aus, um dieses Geschäft abzuschließen. Doch wenige Tage später kehrte er erfolglos zurück. Er drückte Marbod ein Schriftstück in die Hand. Die Nachricht des römischen Händlers:
„Danke für das Angebot. Dennoch interessieren wir uns nicht für eure Reittiere. Zumindest nicht im Tausch 1:1. Für vier eurer Pferde können wir euch zwei unserer leichten Reittiere geben: Wallache, kastrierte Pferde. Ansonsten bringen mich keine zehn Pferde dazu, auf einen Handel einzugehen!
Ich, Flavius, vermag nicht, mich über eure Pferde lustig zu machen, dennoch erscheinen sie im Vergleich zu unseren stattlichen Tieren eher gekrümmt und missgebildet*“. Nichtsdestotrotz respektieren wir die Ausdauer eurer Pferde. Euer Händler versuchte mir jedoch was vom Pferd zu erzählen, indem er den Ursprung eurer Gäule bei euren Göttern suchte. Aber da hat er bei mir aufs falsche Pferd gesetzt. Um meinen guten Willen zu beweisen, schenke ich euch unsere kleinste Stute“.
Flavius
Händler
Welch Dreistigkeit! Was denken sich die Römer dabei, unsere göttlichen Pferde abzulehnen? Sie sollen bloß von ihrem hohen Ross runterkommen! Marbod ist fast vom Pferd gefallen, als er das hörte. Die kleine Stute schenkte er seiner Tochter Wendy, da sie des Vaters Handwerk lernen soll. Sie träumt davon, eines Tages Schriftrollen über Pferde herauszugeben.
* „prava atque deformia.“ Dies erwähnte Cäsar in „De bello Gallico“